Hilfen gegen die Einsamkeit

By Dr. Stephan Peeck

Institut für Logotherapie und Existenzanalyse Hamburg-Bergedorf, Germany 

Ausgangsuation:

Erleben von Einsamkeit ist ein weit verbreitetes Problem unserer Zeit. Es durchzieht alle Altersklassen, betrifft also durchaus nicht nur ältere bzw. wirklich alte Menschen, sondern ebenso junge Menschen wie auch Menschen, die sich, wie man so sagt, in der Blütezeit ihres Lebens befinden. Einsamkeitserleben ist auch keineswegs auf bestimmte soziale Schichten begrenzt, es durchzieht alle Schichten: arm und reich und alles, was dazwischen liegen mag.

Gleichwohl wird es eine Vielzahl von auslösenden Faktoren geben, die Einsamkeitserleben begünstigen. Armut aber auch der schnelle materielle Aufstieg können solche Auslöser sein, ebenso kann körperliche oder auch psychische Krankheit einsam machen, der Verlust des Arbeitsplatzes, im Alter auch das Wegsterben von vertrauten Menschen, Schicksalsschläge u.v.a.m.

Man kann sich einsam fühlen, obwohl man viele Menschen kennt, obwohl man in einer Partnerschaft lebt, obwohl man Kinder hat. Und ebenso kann man sich einsam fühlen, weil man viel zu sehr ohne engere oder auch weitläufigere soziale Kontakte lebt.

Leitfrage meines Vortrags soll nun sein: Was gibt es für Hilfen, die aus der Einsamkeit herausführen bzw. ihr Erleben zumindest lindern können? Darum soll es im Folgenden gehen.

Man kann dieses Thema nun unter sehr unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Meine Perspektive, aus der heraus ich dieses Thema in meinem Vortrag anschauen will ist Folgende:

Vor mir sitzt nun der sich einsam fühlende Mensch. Welche Anregungen kann ich ihm im direkten Gespräch mit ihm geben, welche Fragen kann ich ihm stellen, welchen Zuspruch kann ich ihm geben, damit sich sein Einsamkeitsgefühl zumindest etwas verringert, bestenfalls auflöst. Ich frage in meinem Vortrag also nicht danach, welche Unterhaltungsangebote, welche Begegnungsangebote etc. könnte man ihm machen, damit er sich nicht mehr so einsam fühlt. Ich frage vielmehr danach, was könnte ihm in der Auseinandersetzung mit sich selbst helfen, Einsamkeit zu reduzieren – in gewisser Weise soll es also um Hilfe zur Selbsthilfe gehen. Wichtig ist mir in der Vorbereitung dabei gewesen, Ihnen Hilfen an die Hand zu geben, die m.E. jeder von Ihnen – auch ohne ein Psychologe zu sein – praktizieren kann, wenn er es denn möchte.

Motivation:

Um ein inneres Problem, das mich nennenswerter plagt, loswerden oder sogar überwinden zu können, bedarf es in aller Regel den vollen existentiellen Einsatz. Das gilt wie für die Überwindung von Ängsten, Depressionen, Süchten u.v.a. inneren Problemen, die es so gibt, genauso auch für das Leiden unter Einsamkeitsgefühlen. Wenn mich Einsamkeitsgefühle nennenswerter und anhaltender plagen, dann wird es nicht anders gehen, als dass ich mich mit wirklich echtem und hohem existentiellen Einsatz darum kümmere, sie zu minimieren oder am besten ganz zu überwinden.

Warum ist es wichtig, das überhaupt extra zu erwähnen? Es ist deshalb wichtig, weil es die Motivationsfrage berührt bzw. ist. Und bekanntlich ist eine stimmige Motivation die halbe Miete!

     Konkret: Viele Menschen lieben es zu klagen. Und das ist ja auch völlig legitim. Menschen brauchen die Klage über das, was ihnen weh tut bzw. Mühe macht. Keine Frage! Nur: man muss hier unterscheiden lernen, sowohl als Betroffener als auch als Helfer. Ein Mensch kann sich aus-klagen aber auch ein-klagen. Ausklagen ist wichtig. Ohne das ein Mensch sich zunächst ausgeklagt hat, wird er nur schwer Veränderungsprozesse einleiten können. Das ihn Quälende und Bedrückende lastet ja schwer auf seinem Gemüt. Und die Klage bzw. das Sich-Ausklagen ist eine Facette der Freiheit des Menschen der Situation gegenüber. Kurzum: man muss sich sein Elend von der Seele reden bzw. Klagen können. Und dazu braucht man einen Menschen, der einem wirklich zuhört – und zwar nicht nur methodisch korrekt, sondern vom Herzen her. Menschen brauchen eben Zeugen für ihr Leben, für das Gute und Schöne ebenso wie für das Schwere und Schmerzhafte.

     Aber: vom Ausklagen muss man das Sich-Einklagen unterscheiden. Das hilft nämlich gar nichts, im Gegenteil: es schwächt einen Menschen. Da besteht die Gefahr, dass die Klage zum Sinnersatz wird. Klagen wird zum Lebensinhalt und das ist so eine Art Negativsinn, der wenig bekömmlich ist.

    Damit sind bereits zwei ganz konkrete Hilfen für die Bewältigung von Einsamkeit benannt. Die Klage muss und darf sein. Ein vom Herzen her kommendes Zuhören eines anderen ist dabei sehr wohltuend. Ebenso wichtig kann es aber sein, selbst darauf zu achten, dass man sich nicht in der Klage verliert. Wichtig ist es dann natürlich, sich auch der Frage zuzuwenden: was könnte ich denn, wenn vielleicht auch mit Hilfe von anderen, gegen meine Einsamkeit tun.

    Damit ist gleich ein weiterer Punkt angesprochen: nicht wenige Menschen warten gerne darauf, dass „es“ sich ändert, dass „es“ besser wird, dass gleichsam von außen, auf welche Weise nun auch immer, eine Hilfe kommt, durch die sich mein Problem, z.B .meine Einsamkeit, dann auflöst oder zumindest reduziert: dass also endlich einmal Besuch kommt, dass sich die Kinder endlich einmal wieder melden, dass die verbliebenen Freunde mich endlich einmal wieder anrufen etc. Und das darf man ja auch. Zuweilen kann es sogar das Mittel der Wahl sein, wenn ich meine Möglichkeiten wirklich ausgeschöpft habe, dass ich – statt zu resignieren - aktiv darauf zuwarte, dass das Leben selbst mit neuen Möglichkeiten auf mich zukommt, die ich heute noch nicht sehen kann. So ein Aktives Darauf-zu-Warten ist allerdings etwas völlig anderes als eine passivistisch-resignative, zuweilen auch seinsträge oder seinsfaule Haltung, die das Glück primär von den anderen erwartet.   

      Und um letztere geht es hier in diesem Punkt. Es geht darum, mit sich selbst darüber ins Gespräch zu kommen: „Wer um alles in der Welt soll denn mein Einsamsein verändern, wenn nicht ich selbst?“ Dass Menschen dabei zuweilen Hilfe brauchen, versteht sich von selbst. Aber: die Einsicht, dass ich mich bewegen muss – was auch immer das dann konkret heißt -, dass ich mich bewegen muss, um Einsamkeitsgefühle zu überwinden, diese Einsicht ist sehr wichtig. Sonst wird sich nichts tun. Und mit Einsicht ist keineswegs gemeint, dass ich diesen Satz denken kann und ihm freudig kopfnickend zustimme. Nein, gemeint ist eine tief von innen, vom Herzen her kommende Einsicht. Nur die hat nämlich die Kraft mich in Bewegung zu bringen.

      Ergänzen lässt sich die Frage: „Wer denn, wenn nicht ich selber“ sehr schön durch die Frage: „Und wenn nicht jetzt, wann denn dann?“ Diese Frage wendet sich gegen die ewige Aufschieberitis.

        Schließlich ein letzter Punkt in diesem Zusammenhang der Motivationsfrage: nicht wenige Menschen wollen – verständlicher Weise – ihre Not, ihr Problem, z.B. ihre Einsamkeitsgefühle -loswerden, aber ansonsten ganz die Alten bleiben. Sie wollen das Symptom loswerden, ohne sich der häufig tieferliegenden Wurzel des Symptoms in ihnen selbst zuzuwenden. Häufig muss aber gerade das sein, damit es wirklich und nachhaltig besser wird. Ob ein Mensch das wirklich will, kann natürlich nur er entscheiden. Allerdings: Entscheidungen haben Folgen – solche oder solche. Der Einwand an dieser Stelle: dafür bin ich doch wirklich viel zu alt, gilt nicht: amtlich ist: ein Mensch kann sich verändern bis hin zum letzten Atemzug.

Das also sind zwei weitere Hilfen gegen die Einsamkeit: „Was kann ich denn tun, damit sich deine Situation ändert?“ Und die Frage: „Könnte es sein, dass ich michn ein Stück verändern müsste, damit es besser wird?“

          Aber einmal angenommen, ein Mensch ist nun motiviert, er will wirklich das tun, was ihm möglich ist. Was wären nun weitere Hilfen?

Ich bin immer mehr als mein Problem

Menschen in unseren Breiten neigen dazu, sich doch sehr auf das Problem zu konzentrieren, ja man könnte fast sagen, sich mit einer merkwürdigen Wonne darauf regelrecht zu fixieren. Das ist ungünstig und verdunkelt das Lebensgefühl unnötiger maßen, denn: jeder Mensch ist unter (fast) allen Umständen immer mehr als sein Problem. Stellen Sie sich einen großen Raum vor. In diesem Raum steht u.a. ein Tisch und auf der Tischplatte ist ein unschöner Fleck. Fast magisch wird nun der Blick eines Menschen immer wieder angezogen von diesem in der Tat sehr unschönen Fleck. Stellt man sich das einmal bildlich und sehr zugespitzt vor, dann könnte man sagen: er geht immer dichter an diesen Fleck heran und sieht schlussendlich nichts anderes mehr als den Fleck. Und völlig folgerichtig stellt sich in ihm das Gefühl ein: ich bin dieser Fleck. Dass das für das Lebensgefühl unerbaulich ist, versteht sich von selbst.

    Auf den sich einsam fühlenden Menschen bezogen: ja, er fühlt sich einsam und darüber muss er sprechen und sich ausklagen dürfen. Dann aber lohnt es sich, ihm auch einmal folgende Frage zu stellen: „Wer eigentlich bist Du noch – außer der Mensch, der sich einsam fühlt.“ „Ist da gar kein anderes Gefühl mehr in Dir außer nur Einsamkeit?“ „Ist da gar kein anderes Sein mehr in Dir außer das Einsamsein?“ „Hast Du wirklich schon einmal darüber nachgedacht, nachgesonnen, dass Du immer auch mehr bist als nur dein Problem?“

   Die Erfahrung zeigt, dass Menschen, die nennenswerter unter einem Problem leiden, diese Frage zwar hören, aber statt sie wirklich aufzunehmen, ganz schnell wieder bei der Ausbreitung ihrer Not sind. Dann ist es wichtig, sich ganz behutsam darauf aufmerksam zu machen und mich sanft aber konsequent wieder auf die Frage zurück zu lenken. Wichtig ist es dann, dass es konkret wird: Um was bin ich denn nun mehr als mein Problem? So ganz allgemein nützt dieser Satz wenig, er muss gefüllt werden.

Was könnte das sein? Folgende Gedankenanstöße könnten hilfreich sein: „Was für Inhalte gibt es denn, die mir Freude machen bzw. Freude machen würden, wenn ich sie denn tun würde oder könnte?“ Lesen, Spazierengehen, Menschen treffen, im Caffee sitzen und das Leben dort anschauen, bestimmte Filme gucken, Häckeln, Basteln, Stricken etc. etc.“

   Wenn dann etwas kommt, ist es natürlich gut, dabei zu verweilen und – wie man so sagt - tiefer in das Gesagte einzusteigen, also z.B.: was sind denn so meine Lieblingsstrecken beim Spazierengehen, welche Filme schaue ich besonders gern etc. Es kann aber auch sein, dass außer einer wie auch immer gearteten Abwehr: nein, Spazierengehen geht nicht, das Knie tut zu weh oder: Im Fernsehen kommt doch nur Schrott oder: nee, Lesen war noch nie so mein Ding oder: nee, so im Caffee rumsitzen, da sind mir die Leute oft zu blöd oder es ist zu laut oder oder oder… , dass da gar nihts kommt. Was dann?

    Dann wird es spannend. Wir sind bei dem Thema: Du bist immer mehr als dein Problem. Ja, um was ist denn dieser Mensch, bei dem vieles oder alles irgendwie nicht geht, was ist er denn mehr als sein Problem? Er ist immer auch der Mensch, der sich zumindest ein Stück weit vom Kreisen um sein Problem distanzieren und sich auf anderes als sein Problem hin transzendieren kann. M.a.W.: Unverlierbar zu ihm gehört das, was man seine Interessierfähigkeit für Leben nennen könnte oder anders ausgedrückt: unverlierbar zu ihm gehört die Fähigkeit, im Leben dabei sein zu können, an Leben Anteil nehmen zu können, sich zu dem ihn umgebenden Leben hinwenden und sich auf es beziehen zu können. Diese Fähigkeit, sich auf das Leben hin auszurichten, statt nur sich selber zu sehen, das große mich umgebende Leben sehen und an ihm in welcher Weise nun auch immer Anteil zu nehmen, um diese Fähigkeit z.B. ist er mehr als sein Problem. Diese Fähigkeit, sollte sie etwas verkümmert sein, müsste er dann neu beleben. Das geht, nur es kostet zuweilen Überwindung von Trägheit, Lustlosigkeit, Passivität, Resignation und manch anderen Widerständen mehr.

Blickrichtung ändern

Einsamkeitsgefühle trüben das Gemüt insgesamt ein., sie lenken auch den Blick eher auf das, wofür es sich nicht zu leben lohnt anstatt auf das, wofür es sich zu leben lohnt. Deshalb kann es für den einsamen Menschen ebenfalls eine Hilfe sein, ganz bewusst und immer wieder den Blick auf das zu richten, wofür es sich heute zu leben lohnt. Damit man ihn damit nicht überfordert, ist es zuweilen wirklich wichtig, das oben Gesagte zu bedenken: ein Mensch muss sich ausklagen dürfen. Man darf ihm nicht gleich mit dem sog. Guten kommen. Das wäre zynisch. Berücksichtigt man das aber, dann ist es zuweilen geradezu not-wendend mit ihm über Folgendes zu sprechen: „Wonach suchst Du eigentlich, wenn Du so durch deine Tage gehst?“ „Nimm Dir einmal etwas Zeit für diese Frage, lass sie auf Dich wirken, antworte nicht schnell.“ Gemeint ist mit diesen Fragen nicht das ganz oberflächliche Suchen, wie z.B.: ich suche nachdem, was ich heute zum Mittagessen kochen soll. Nein, gemeint ist eine tieferliegende Haltung, mit der ich so durch das Leben gehe.

Ich habe mir diese Fragen vor einigen Jahrzehnten einmal eine zeitlang selber ganz intensiv gestellt. Das war in einer Zeit, in der ich viel zu viel Fernsehen geguckt hatte, auch weil ich mich spürbarer einsam fühlte. Ich bin dann jeden Abend anstatt Fernsehen zu schauen, ganz bewusst und konsequent nach draußen gegangen, spazieren gegangen, hierhin und dorthin. Dabei habe ich meinen Blick recht aufmerksam auf das Lebenswerte, das Schöne, das Neue, das Interessante, das Überraschende gelenkt. Und jedesmal, wenn ich dann wieder zu Hause angekommen war, habe ich mir die Frage gestellt: Hat es sich gelohnt – oder wäre Fernsehgucken die bessere Option gewesen. Die Antwort lautete jedesmal: Fernsehen wäre die schlechtere Option gewesen. Ich hatte immer etwas gefunden, wofür es sich gelohnt hatte, nach draußen zu gehen.

   Wonach suche ich unterschwellig: nach dem Guten, Wahren und Schönen, das es in dem mich jeden Tag umgebenden Leben mit Sicherheit in Hülle und Fülle gibt – oder lediglich nach immer noch einem Grund, warum das alles doch nichts mehr ist mit dem Leben und man sich am besten nur noch verkriecht. Oder: suche ich vielleicht auch überhaupt nicht mehr, lebe ich mein Leben einfach nur noch so ab und versinke so allmählich immer weiter in meiner Resignation? Je nachdem, wie ein Mensch sich hier innerlich ausrichtet wird er Einsamkeitsgefühle eher verstärken oder aber sie vermindern.

Ich bin nicht immer einsam gewesen

Die Blickrichtung kann man nicht nur auf das äußere Leben bezogen ändern, man kann sie auch nach innen hin ändern. V.E. Frankl hat einmal von den vollen Scheunen der Vergangenheit gesprochen und gesagt: die gewesene Form des Seins sei die sicherste Form des Seins. Das was War kann mir keiner mehr wegnehmen. Es lohnt sich ganz bestimmt, immer wieder einmal mein bislang gelebtes Leben an meinem inneren Auge vorbeiziehen zu lassen unter der ganz einseitigen Fragestellung nach all dem Guten, was ich in meinem Leben erlebt habe: nach dem Guten, das andere mir haben zuteil werden lassen, nachdem Guten, das das Leben selbst mir geschenkt hat und ebenso nach all dem Guten, das durch mich selbst in mein Leben gekommen ist: durch Taten und Handlungen, die ich vollbracht bzw. getan habe, durch Entscheidungen, die ich getroffen habe, durch Liebe, die ich gelebt habe, durch positive Haltungen und Einstellungen, die ich im Verlaufe des Lebens so gewonnen habe.

    Wichtig ist bei so einer Besinnung das Folgende. Sollten die Gedanken und Gefühle dabei wie von allein nach zwei, drei Minuten wieder abgleiten in das eher Ungute und Misslungene, dann ist es wichtig, den Blick immer wieder sanft aber konsequent auf die andere Seite zu lenken und mich wieder neu auf das Gute zu besinnen.

     Was aber bedeutet das speziell auf unser Thema bezogen? Ich könnte mein Leben einmal unter folgendem Gesichtspunkt anschauen und an mir vorbeiziehen lassen: „Ich bin nicht immer einsam gewesen!“ Man könnte sich z.B. ein großes Blatt Papier nehmen und seinen Lebensfluß aufmalen, einfach eine lange Linie. Und diese Linie könnte man in viele Abschnitte unterteilen: die Zeit vor der Schule, die ersten Schuljahre, die Jugendzeit etc. Und dann könnte man bei den einzelnen Abschnitten verweilen und – wie gesagt – ganz einseitig nach den Erlebnissen, Ereignissen und Beziehungen suchen, in denen ich mich nicht einsam, sondern mit anderen verbunden und gut gefühlt habe. Und wenn da gar nichts kommt? Da würde ich zunächst einmal sagen: dann hast du, lieber Mensch, noch nicht hinreichend gesucht. Natürlich kann das sein, dass da gar nicht war – aber das ist die unwahrscheinlichste Variante von allen. Zuweilen kann es dann hilfreich sein, dass mir ein anderer Mensch behilflich ist dadurch, dass er mir Fragen stellt. Zuweilen kann man dadurch einen anderen tiefer in die guten Erinnerungen hineinführen.

   Weiterhin ist es wichtig bei so einer Besinnung nicht nur mal schnell auf das damals Erlebte draufzugucken. Nein, man muss da tief hineingucken, dabei verweilen, es sich nahe kommen lassen, die Bilder, die aufsteigen, gleichsam sehen, hören, fühlen, schmecken. Zuweilen kann es dabei ratsam sein, Beziehungen und Geschehnisse, die so richtig schön waren, aber sehr schmerzhaft geendet sind und ich diesen Schmerz noch nicht hinreichend überwunden habe, auszulassen, sich nicht in sie hinein zu vertiefen. All das andere aber gerne kommen lassen und darin noch einmal so richtig baden.

     Sodann könnte man sich folgender Frage zuwenden: gibt es da möglicher Weise Beziehungen, Unternehmungen, Erlebnisweisen, die ich wieder aufleben lassen könnte? Sollte ich zu diesem oder jenem Menschen vielleicht doch mal wieder Kontakt aufnehmen? Könnte ich das eine oder andere Tun, was mir damals gut getan hat nicht neu beleben, wenn vielleicht auch in veränderter Form? Das Lesen, das Reisen, das Rausgehen anstatt nur in der Wohnung zu hocken etc. Und: könnte ich vielleicht die eine oder andere Seinsweise von mir selbst, die mir damals geholfen hat, nicht einsam zu sein, wieder mehr leben lassen: z.B. das Zugehen auf andere Menschen, das Offensein für das Leben, die optimistische und nicht resignative Seite in mir etc.

      Vielleicht fragt sich der eine oder andere nun, ob das Eintauchen in die guten Erinnerungen von damals angesichts des eher einsamen Lebensgefühls von heute nicht eher schädlich als hilfreich sein könnte, da man auf diese Weise sein Alleinsein noch einmal intensiver erlebt, weil der Kontrast zu damals umso deutlicher wird? Das ist nicht ganz auszuschließen, wahrscheinlicher ist aber eine ganz andere Reaktion. All das, was gewesen ist, hat ja emotionale Abdrücke in mir hinterlassen. Und diese Abdrücke sind Energien. Und diese Energien strahlen in guter Weise in mein Lebensgefühl hinein. Sie stärken mich, sie lassen mich eben nicht nur denken, sondern auch fühlen, dass ich mehr als mein Problem, mehr als meine Einsamkeit bin. Sie stärken auf diese Weise auch mein Selbstgefühl, mein Selbstwertgefühl – und das wiederum macht mich mutiger, neu ins Leben hineinzugehen.

   Und es bewirkt noch etwas. Menschen gewöhnen sich leicht an das, was hier und heute nun einmal so ist wie es ist. Und so kann man sich auch an das Einsamsein gewöhnen. Wenn ich nun in lebendiger Form Zeiten erinnere, in denen ich nicht einsam war, dann kriege ich wieder einen emotionalen Bezug dazu, wie Leben sich anfühlt, wenn es nicht einsam ist. Und das wiederum kann meine Motivation mich noch einmal neu nach einem anderen Leben auszustrecken als dem, was ich jetzt so führe, stärken. Mit anderen Wörtern: es kann mich neu in Schwung bringen. Es kann mich auf den inneren Tisch hauen lassen und mich sagen lassen: „Was lebst du dir da eigentlich im Moment so zurecht? Ist das wirklich und schicksalshaft notwendig, dass Du dich so einsam fühlst, wie Du es tust? Oder ist da noch Luft nach oben? Ja, es könnte sein, dass ich mich dazu bewegen und etwas verändern müsste – ja. Aber das ist ja nun auch kein Hexenwerk, das würde ja gehen, wenn ich es wollte.

Abschied nehmen von dem, was war/ sich die Welt zur Heimat machen

Ein anderer Aspekt, der in gewisser Weise mit dem eben Gesagten zusammenhängt. Manchmal resultiert zumindest ein Teil des Einsamkeitsgefühls daraus, dass ein Mensch schöne und gute Zeiten, die er erlebt hat und die, vielleicht sogar gegen seinen Willen, zu Ende gegangen sind, einfach nicht loslassen kann. Er trauert ihnen nach: einem anderen Menschen, der nicht mehr da ist, den er vielleicht sogar durch einen Schicksalsschlag verloren hat, Dingen, die er nicht mehr hat, einer Zeit, die vorbei ist. Mehr oder minder ständig kreist er um das Verlorene, sehnt sich danach zurück und erlebt seine Gegenwart umso einsamer und verlorener. Nicht so ganz selten ist die sich chronifiziert habenden Trauer der – wenn auch ungünstige Versuch - den oder das Verlorene festzuhalten. Und so verliert ein Mensch beides: das Vergangene, weil es eben sowieso nicht mehr da ist – und auch seine Gegenwart, weil er ständig in der Vergangenheit lebt.

    Da hilft nur das, was man die radikale Akzeptanz nennen könnte. Gemeint ist damit radikal zu sagen: „Das ist endgültig vorbei. Das ist gewesen und kommt auch nicht wieder. Es ist vorbei.“ Das ist nicht leicht und tut zunächst sehr weh. Aber es befreit auch und öffnet den Blick und das Lebensgefühl für die Gegenwart und die Zukunft. Ja, da können sich erhebliche Widerstände einstellen, wenn man das so radikal versucht. Immer wieder – obwohl man es gar nicht mehr will – ist man doch schon wieder in den Grübeleien über das Verlorene und dem altbekannten Schmerz. Dann muss man sich immer wieder sanft aber konsequent hinlenken zu dem, was hier und heute ist. Und man muss sich klar machen: eine andere Welt, ein anderes Leben habe ich nicht.

   Und diese eine Welt, die ich heute habe, die muss ich mir zur Heimat machen. Was heißt das konkret? Ich muss mit ihr sprechen, mich für sie interessieren, in sie hineingehen. Gerade kürzlich hat mir eine Klientin von mir, die durchaus unter Anflügen vom Einsamkeit leiden kann, erzählt, dass es ihr richtig tut, wenn sie – einfach so – wenn sie unterwegs ist, mit anderen Menschen anfängt zu erzählen, nichts Weltbewegendes, nein einfach so, über dies oder das. Es macht schon einen Unterschied ob ich beim Einkaufen oder an der Bushaltestelle oder beim Arzt nur stumm vor mich hinschaue und kein Wort sage oder ob ich in dieser Weise Kontakt zu anderen aufnehme.

   Sich die eine Welt, in der ich hier und heute lebe, zur Heimat zu machen, kann weiterhin heißen, mich für kulturelle, sportliche, unterhaltende Angebote zu interessieren und an ihnen teilzunehmen. Es bedeutet, den inneren Schweinehund zu überwinden und wirklich hinzugehen. Und sollte es mir nicht gefallen haben, dann eben nicht den typischen Fehler zu begehen und zu sagen: „Siehst du, hab ich doch gleich gewusst: das ist doch alles nichts für mich!“, sondern weiter zu suchen nach dem, was es alles so gibt.

    Sich die Welt, in der ich lebe, zur Heimat zu machen, kann auch folgendes bedeuten: Vor ganz kurzem war ich im Schwimmbad. Draußen vor der Tür traf ich einen Mann, ich schätze in den 50igern, der von sich aus auf mich zukam und anfing, davon zu erzählen, dass er viel Fahrrad fährt. Sein Fahrrad stand neben ihm, voll bepackt mit allerlei Dingen. Und er sagte sinngemäß: Ich lebe allein – aber: was soll ich zu Hause rumsitzen und in die Glotze gucken. Ich habe ein Auto, aber ich fahre viel Fahrrad. Lange Strecken, ich schaue mir so die Umgebung an. Und er machte einen durchaus vergnügten Eindruck. 

Ungelebtes Leben nachholen: außen und innen

Gegen die Einsamkeit kann auch Folgendes helfen. Jeder von uns, der eine mehr, der andere weniger, wird das mit sich herumtragen, was man das ungelebte Leben nennen kann. Damit ist Leben gemeint, das ich immer schon leben wollte, es aber nie konnte bzw. nie gewagt habe. Es lohnt sich, sich dafür immer wieder einmal Zeit zu nehmen und sich zu fragen: Was an Leben ist liegengeblieben? Was wollte ich immer schon einmal machen, von welchem Lebensstil habe ich immer wieder einmal geträumt, ihn aber nie ins Leben gebracht? Das kann Zeit brauchen, dass einen das einfällt. Oftmals reicht es nicht, sich einmal kurz hinzusetzen und kurz nachzudenken. Nein, darauf muss man sich in aller Muße besinnen. Und dabei ist es wichtig, das, was einem einfällt, nicht gleich abzutun mit der Bemerkung: dafür ist es doch viel zu spät oder: das ist doch völlig unrealistisch. Gut wäre es, alles, was kommen will, kommen zu lassen. Da einem nie alles auf einmal einfällt, lohnt es sich auch, sich einen Ideenzettel hinzulegen oder ein kleines Ideenbuch. Und immer, wenn einem etwas einfällt, es zu notieren. Und dann kann man sich das alles einmal in Ruhe anschauen und entscheiden: was davon ist umsetzbar und was nicht. Allerdings: man sollte Dinge nicht zu schnell als nicht realisierbar abtun. Wo ein Wille ist, ist nicht immer ein Weg, aber doch viel öfter als man denkt!

     Was könnte denn ungelebtes Leben so sein. Das ist natürlich bei jedem unterschiedlich, aber um ein paar kleine Anregungen zu geben: Wohin wollte ich schon immer einmal verreisen? Welche Beschäftigung wollte ich immer schon einmal tun: Singen, ein Instrument lernen, mich einer Wandergruppe anschließen, eine Sprache neu lernen etc.

     Ebenso könnte man aber auch fragen: Welche Veränderungen wollte ich seit längerer Zeit immer schon vornehmen: Wohnung oder Wohnort wechseln, mich von dieser oder jener Beziehung  verabschieden, mich trauen, diese oder jene neue Beziehung zu wagen, oder, zugegebener maßen sehr kühn: in welchem Land wollte ich eigentlich immer schon am liebsten leben? Eine Kl. Von mir trug sich sehr ernsthaft mit diesem Gedanken, ob sie nicht dauerhaft nach Frankreich übersiedeln sollte. Diese Ideen ließen sich mühelos noch weit fortsetzen. Entscheidend hier ist: Träume nicht dein Leben, sondern wage es, deine Träume zu leben.

     Ein ganz anderer Aspekt ist der Folgende: Ungelebtes Leben gibt es nicht nur in der Beziehung von mir zur Außenwelt, in der ich etwas machen kann. Es gibt genauso viel ungelebtes Leben in der Beziehung von mir zu mir selbst. Je jünger ein Mensch ist, desto mehr ist er darauf aus, sich seinen Platz im Leben zu schaffen: Freunde, Partnerschaft, Beruf, die Welt erkunden etc. Je älter ein Mensch wird, desto mehr hat er all das getan. Der eine mit mehr, der andere mit weniger Erfolg. Ob es dann noch eine Reise mehr sein muss, noch ein neues Projekt oder noch ein neues Ding, das man sich anschaffen will, das ist so eine Frage. Man kann sich auch nach innen wenden und danach fragen, was für Leben ist da wohl immer wieder liegengeblieben, nicht gelebt und ausgeformt worden?

    Konkret: An welchen Seiten von mir, die mir und anderen immer wieder Mühe gemacht haben, könnte ich endlich in Ruhe arbeiten: an meiner Wut, die oftmals viel zu sehr durchgeschlagen ist, an meinem unruhigen Getriebensein, an meinem überwertigen Helferwunsch oder dem überwertigen Pflichtgefühl, dem immer der Beste sein müssen, an meinem Vermeiden von Nähe, an meinem viel zu hohen Lebenstempo, an meiner zu rambohaften Art, an meinem zu großen Harmoniebedürfnis und meiner Konfliktscheu?

    Könnte es sein, dass ich die Geduld und Gelassenheit, das bei mir selbst sein ohne immer helfen zu müssen, ein tiefes inneres Heimatgefühl, ein Wagen von Nähe und Liebe, ein ausgeglichenes Dasein nicht nur für die Pflicht, sondern ebenso für die Freude, das Wagnis, meinen ganz eigenen Weg zu gehen, statt mich immer anzupassen, das Innehalten, die Güte, das Wohlwollen, die Übernahme von handelnder Verantwortung statt ständiger Passivität und Lahmheit – dass das alles bzw. das eine oder andere davon ganz wesentliche Lebensweisen wären, die es neu zu entdecken bzw. neu aus mir herauszuformen gälte? Das alles bzw. Teile davon könnten ungelebtes Leben sein, das nur darauf wartet, endlich von mir ausgefaltet und ins Leben gebracht zu werden.

Mit sich selbst verbunden sein

Ich will das eben Gesagte unter einem etwas anderen Blickwinkel noch weiterführen. Ein sich einsam fühlender Mensch fühlt sich in der Regel zu wenig verbunden mit anderen Menschen, mit der Welt, mit dem Leben. Und das stimmt ja auch: wir sind immer auch soziale Wesen, die die Verbundenheit mit anderen Menschen brauchen. Ohne Frage. Was wir aber mindestens ebenso brauchen ist die Verbundenheit mit uns selbst. Und daran könnte es dem sich einsam fühlenden Menschen mangeln. Es kann sein, dass er zu sehr von seiner eigenen Tiefe, von seiner eigenen Innenwelt abgeschirmt, präziser gesagt abgeschnitten ist.

   Was ist mit der eigenen Tiefe gemeint? Gemeint ist damit die Welt des Unbewussten. Mit dem Unbewussten verbinden die meisten Menschen die Welt der verdrängten Probleme, Konflikte, der unguten Erfahrungen etc. Und das stimmt auch: all das ist in unserem Unbewussten aufgespart. Aber: das Unbewusste umfasst wesentlich mehr als nur das. Es ist ebenso der Ort, an dem die starken, lebenstragenden Gefühlskräfte, die guten Ideen, das tiefe gute Wissen um das Leben aufgespart sind. M.a.W.: das Unbewusste ist eine Quelle, aus der wir gute, starke Lebenskräfte beziehen können wie: Freiheit und Leichtigkeit trotz allem, Lebensmut, Hoffnung, Zuversicht, Daseinsgeborgenheit, Freude, das Gefühl, gewollt und geliebt zu sein, Kreativität, Gewissheit ob dessen, was wir tun bzw. lassen sollen und vieles vieles andere mehr. Der Verlust des Zugangs zu dieser Dimension der Tiefe in uns trägt ganz sicher zu dem Einsamkeitsgefühl, unter dem viele Zeitgenossen leiden, seinen Teil bei.

   Wie aber findet man wieder Zugang zu dieser Dimension? Ganz wesentlich dafür ist der Weg in die Stille. Man zieht sich in einen Raum zurück, in dem es eben still ist. Man hört keine gute Musik mehr, wird auch nicht durch Geräusche gestört und man versucht einfach nur still zu werden. Klar, dann kann es sein, dass es statt still zu werden, erst einmal richtig laut wird in mir. Es drängen sich Gedanken, Sorgen, ungute Gefühle und anderes mehr auf. Man kann dann zu diesen Gedanken und Sorgen sagen: seid so freundlich und wartet eine kurze Zeit bitte draußen vor der Tür. Habt keine Angst, ich hole euch nachher wieder ab, im Augenblick aber habe ich Anderes zu tun. Seid bitte nicht beleidigt, ich komme ja wieder. Und dann kann man weiter warten, dass es immer ein Stück leiser und stiller wird in einem.

   Was dann? Dann könnte man einfach nur wahrnehmen, wie man sich befindet, sich fühlt, wie einem zu Mute ist. Und da kann man Erstaunliches erfahren. Es könne Gefühle aufsteigen, die man vorhin noch gar nicht gespürt hat und die gar nicht zu all der Unruhe, dem Sorgenvollen, dem Gehetzten, das eben noch da war, passen. Das könne Gefühle einer tiefen inneren Ruhe, inneren Friedens, eines fraglosen Behütetseins, eines mit sich selbst und dem Leben Verbundenseins, tiefer Lebensdankbarkeit, Freude und Heiterkeit und v.a.m. sein. Bei diesen Wahrnehmungen gälte es einfach nur zu verweilen. Man sollte da gar nichts analysieren, sondern es einfach tief auf sich wirken lassen.

    Ebenso kann man sich in der Stille auf ein sog. Focuswort einstellen. Man richtet sich aus auf ein Gefühl, auf eine Energie, die man sich mehr wünscht als bisher, z.B auf das Wort „Freiheit“. Man denkt jetzt nicht weiter über Freiheit nach, sondern läßt es nur auf sich wirken. Man kann sich vorstellen, dass man mit jedem Atemzug Freiheit tief einatmet, sie durch alle Poren von Körper und Gemüt strömen läßt und mit jedem  Atemzug ungute, unfreie Gefühle einfach ausatmet. Man kann, während man sich auf das Wort Freiheit ausrichtet, freischwebend alles kommen lassen, was einen dazu kommt an Fantasien, inneren Bildern etc. Man könnte dann bei einem dieser Bilder verweilen, es länger auf sich wirken lassen. Oder man kann sich das Wort Freiheit auch mit dem inneren Finger vor das innere Auge schreiben und es so auf sich wirken lassen – und ganz beiläufig in dieses Wort hineinschauen. Manchmal geschehen da wundersame Dinge: da kann aus diesem Wort plötzlich ein wunderschönes Licht herauskommen, das viel Wärme ausstrahlt u.a.m. kann herauskommen.

    Und was soll das nun gegen die Einsamkeit helfen? Es hilft mir, mich wieder mehr mit mir zu verbinden, ich bin wieder mehr als vorher bei mir selbst – und zwar nicht im Kreisen um all das, was mich bedrückt, sondern bei dem, was mich stärkt. Und das macht natürlich ein viel zufriedeneres Lebensgefühl und es stärkt mich, neu in die Welt hinein zu gehen.

Wagen auf andere Menschen zuzugehen

Einsamkeit kann ihren Grund zuweilen auch darin haben, dass ich schlicht und ergreifend zuviel Angst vor anderen Menschen habe. Da können sich allein bei der Vorstellung, dass ich auf andere zugehe, sie einfach so anspreche, Gedanken einstellen wie z.B.: „Was fällt mir denn ein, den anderen einfach so anzusprechen, der will doch ganz bestimmt von mir nichts wissen, der fühlt sich doch allenfalls belästigt und bedrängt von mir.“ Oder: „Wer bist Du denn schon, dass Du diesen anderen ansprichst. Schau ihn Dir doch an. Der steht doch im sozialen Ranking weit über Dir. Bist Du nicht mehr ganz bei Trost, Dich so einem Großen zuzumuten. Halt mal lieber den Mund.“ So und vielfältig anders kann sich die Angst vor anderen Menschen äußern – und man zieht sich zurück und bleibt einsam.

   Das darf man natürlich tun, aber unter dem Aspekt des Nicht-mehr-einsamsein-Wollens ist es ein ungünstiges Verhalten. Ein Kraut, das dagegen gewachsen ist, ist: angstmachende Situationen nicht vermeiden, sondern sie aufsuchen. Nicht die Angst aufsuchen, sehr wohl aber die Situationen, die mir Angst machen, wie z.B. das Zugehen auf die sog. Anderen.

    Ich habe damit so meine ganz eigenen Erfahrungen gemacht. Ich selbst war früher ein außerordentlich schüchterner Mensch, habe mich viel zu wenig getraut, auf Menschen, mit denen ich gerne in Kontakt sein wollte, zuzugehen. Ich habe mir dann aber gesagt: Nein, das läßt Du dir von dir selbst nicht gefallen. Ich will nicht, dass mein Leben in gewisser Weise zu Ende ist, bevor es so richtig begonnen hat. Ich wollte es nicht hinnehmen, dass ich immer nur am Rand stehe, mich nicht traue und dann frustriert und mich einsam fühlend wieder zu Hause sitze. Und so habe ich es gewagt, auf andere zuzugehen, sie einfach so anzusprechen, sie zu fragen, ob wir uns nicht einmal treffen wollen. Das war nicht einfach. Und ich habe dabei auch wirklich sehr peinliche Situationen erlebt, von denen ich mir gewünscht habe, dass sie nie passiert wären. Und ich habe auch so mittelmäßige Erfahrungen gemacht, nicht sonderlich gute aber eben auch nicht schlechte. Und ich habe so manchen Volltreffer gelandet. Das gehört eben alles dazu: man greift so richtig daneben und man punktet so richtig. Eben voll das Leben. Das allerwichtigste aber war: ich bin kein einsamer Mensch geworden, sondern ein Mensch, der mitten im Leben steht, sich verbunden fühlt.

   Eine schöne, wenn auch nicht ganz leichte Hilfe auf diesem Weg war mir: mich ganz bewusst peinlichen Situationen auszusetzen. So habe ich z.B. zur Überwindung meiner Schüchternheit in der vollbesetzten Hamburger U-Bahn morgens zur Zeit des Berufsverkehrs laut ausgerufen: Die Fahrtausweise bitte. Und alle dachten, ich wäre der Kontrolleur und begannen in ihren Jackentaschen nach dem Fahrschein zu suchen. Alle Blicke ruhten auf mir, ich habe einen knallroten Kopf bekommen und musste den Wagon dann erst einmal wieder beruhigen, dass das nur ein Scherz war. Sehr peinlich – aber solche kleinen Übungen haben mir sehr geholfen, meine Angst zu überwinden.

Sein eigener Freund sein

Einsamkeit kann weiterhin dadurch begünstigt werden, dass ich mich selber viel zu wenig mag, mich selber viel zu wenig lieb habe. Es lohnt sich deshalb, sich immer wieder einmal zu fragen: „Wie sehr stehe ich eigentlich auf meiner Seite?“ Wie denke und fühle ich eigentlich so ganz im Grunde über mich selbst?“ Bin ich mehr oder weniger mein innerer Freund – oder bin ich, vielleicht mehr als es mir bewußt ist, mein innere Feind? M.a.W.: Kann es sein, dass ich von innen her viel zu sehr gegen mich selber bin? Mich viel zu sehr klein mache, runterrede, gering schätze, entwerte etc. – und die anderen als Folgereaktion viel zu groß und bedeutsam mache?

    Falls das so sein sollte, wäre es wichtig, sich Folgendes deutlich zu machen: in jedem von uns sind gleichsam zwei Grundkräfte aktiv – und zwar letztlich völlig unabhängig von unserer Erziehung etc. Die eine dieser Grundkräfte will, dass es uns so richtig gut geht, man könnte sie – etwas blumig – den inneren Freund nennen. Diese Seite macht uns Mut zu uns selber, sie bestärkt uns darin, in die Welt hinein zu gehen, sie läßt uns fühlen: „Es ist gut, dass wir da sind.“ Die andere Kraft will genau das Gegenteil: so verrückt sich das anhört, sie will uns klein machen, flüstert uns ein, dass wir ein Nichts sind, dass wir uns für uns selbst zutiefst schämen sollten, nicht nur für dies oder das an uns, sondern schlicht und ergreifend für unser Dasein selbst. Diese Seite könnte man den inneren Feind nennen. Unser Leben ist letztlich ausgespannt zwischen diesen beiden Polen. Und wir stehen zwischen ihnen. Natürlich ist es da schon sehr entscheidend für unser Lebensgefühl, welcher Seite wir näher stehen, dem inneren Freund oder dem inneren Feind.

    Was könnte denn helfen, immer mehr zu der Seite zu gelangen, die es richtig gut mit mir meint? Zunächst wäre gleichsam eine Standortbestimmung gut, m.a.W.: wahrzunehmen, welcher dieser beiden Seiten ich im alltäglichen Lebensvollzug näher bin. Es bewusst wahrzunehmen, dass ich mich z.B. immer wieder klein mache, schlecht über mich denke etc. Das ist etwas ganz anderes als wenn das einfach dumpf geschieht ohne dass ich es bewußt wahrnehme. Denn nur was mir wirklich bewusst ist, kann ich auch gestalten. Bemerke ich also, dass ich zu sehr gegen mich selber bin, dann lohnt es sich, weiter inne zu halten und sich zu sagen: Daß ich so fühle, so negativ über mich denke, das kommt nicht einfach so. dahinter steht Methode. Da steht eine Kraft dahinter, die nicht will, dass es mir gut geht. Diese Kraft bin nicht ich – aber ich finde sie in mir vor. Sie greift nach mir, will sich in mir ausbreiten und mich am Leben hindern.

   Ob ich das aber zulasse, das ist eine zweite Frage. Da habe ich ein Wörtchen mitzureden. Ich kann dieser destruktiven Seite blind folgen. Das würde allerdings die Chancen, dass ich mich einsam fühle, deutlich erhöhen. Ich kann mich ihr gegenüber aber auch empören, mir von ihr nicht alles gefallen lassen, sondern mich der anderen Seite, dem inneren Freund zuwenden und darauf hören, was der wohl zu mir sagt. Der nämlich will mich nicht klein machen, sondern hat seine Freude an mir, will dass es mir gut geht, vermittelt mir tief liebevolle Gefühle von mir zu mir selbst.

    Um Einsamkeitsgefühlen entgegenzuwirken lohnt es sich also, sich selber immer wieder aus den Augen des inneren Freundes anzuschauen und mir Fantasien kommen zu lassen, was dieser Freund wohl zu mir in den wechselnden Situationen meines Lebensalltags sagen würde. Man könnte sich das ganz konkret vorstellen, so als ob er neben mir stehen würde und sich fragen: Was würde der jetzt zu mir sagen? Der könnte z.B. sagen: „Hör doch auf, dich immer mit den anderen zu vergleichen. Du bist Du. Und das ist gut so. Ja, Du hast, wie jeder andere Mensch auch Fehler, ja. Aber das heißt doch nicht, dass Du ein Fehler bist! Dass Du da bist ist ein Wunder des Lebens. Du bist ein Geschenk des Lebens an Dich und die anderen. Wickel das Geschenk, das Du bist, doch aus und lass es im Leben leuchten. Ganz auf deine Weise. Dazu bist Du auf dieser Welt, dass Du dich zum Vorschein bringst, ganz auf deine Weise. Du solls doch kein Abziehbild von den anderen sein, du sollst auch nicht so sein, wie die dich haben wollen. Nein, bitte bitte sei Du Du. Dass Du da bist, ist wunderbar.“ Es versteht sich von selbst, dass ein Mensch, der so zu sich selber hinfühlt, weniger einsam ist als der, der ständig beschallt wird bzw. sich beschallen läßt von der Negativität des inneren Feindes.

Lebensgeschichtliche Wurzeln der Einsamkeit

Dass der eine mehr, der andere weniger sein innerer Freund ist, hängt neben dem eben Gesagten natürlich auch mit dem Verlauf der Lebensgeschichte zusammen. Die Ereignisse, die im Verlaufe des Lebens geschehen sind, sind natürlich bereits in dem Moment, in dem sie geschehen schon wieder Geschichte. Jetzt – ist jetzt schon wieder Vergangenheit. Was bleibt, sind die innerseelischen Abrücke, die die Geschehnisse in uns machen. Die prägen sich ein und tragen ganz erheblich dazu bei, wie wir uns fühlen.

Wenn nun ein Mensch in seiner Lebensgeschichte wie nun auch immer geartete Erfahrungen gemacht hat, die Einsamkeitserleben begünstigt haben, dann werden diese Erfahrungen mit ihren Abrücken ins Heute hineinragen und unser Lebensgefühl mächtig beeinflussen.

    Und so kann es sein, dass es im Heute eines Menschen eigentlich keinen nennenswerten Anlass zur Einsamkeit gibt: da sind Freunde, da ist vielleicht sogar eine Partnerschaft, da ist ein Beruf, der vertretbar ist etc. Und trotzdem fühlt er sich irgendwie einsam, vielleicht sogar sehr einsam. Dann kann es durchaus sein, dass das sog. Verletzte innere Kind in ihm sich zu Worte meldet und ihm das Leben schwer macht. Möchte ein Mensch dann, dass sich das Einsamkeitsgefühl reduziert, am besten ganz verschwindet, dann kann es erforderlich sein, dass er sich eine zeitlang dem verletzten inneren Kind zuwenden und alte lebensgeschichtliche Verletzungen bearbeiten musss. Wenn die Nachwirkungen alter Verletzungen zu stark sind, dann hilft alle Zuwendung zum sog. Positiven in meiner Lebensgegenwart allein nicht weiter. Sie muss ergänzt werden durch die Aufarbeitung des Gewesenen. Nicht selten braucht man dazu dann einen Fachmann, einen Therapeuten.

   Aber kann man da denn auch etwas alleine bewirken? Man kann es zumindest versuchen. Voraussetzung dafür ist allerdings eine hinreichende psychische Stabilität, damit man durch das nochmalige Eintauchen in die Kinder- und Jugendtage nicht destabilisiert wird. So könnte man sich in aller Ruhe noch einmal die Zeiten von damals vergegenwärtigen und fragen: „Wie waren denn die Lebensgrundgefühle von mir damals? Welche Namen haben sie gehabt? Was waren Ursachen für diese Gefühle?“ In der Regel liegen die Ursachen für diese Gefühle wesentlich in den Beziehungen zu den damaligen primären Bezugspersonen begründet, also häufig in den Beziehungen zu Vater und Mutter. Sich dieser Gefühle bewusst zu werden wäre ein erster Schritt. Dabei ist es immer gut, deren Namen so präzise wie möglich zu benennen. Es reicht nicht aus, zu sagen: „Ich war frustriert.“ „Ich hatte viel Druck.“ o.ä. Nein, die Namen der Gefühle müssen schon so klar wie möglich deutlich werden und die Gefühle müssen auch noch einmal gefühlt werden können. Das können Gefühle tiefer innerer Scham über mich selbst, innerer Wut sowohl gegen mich als auch die Eltern, Angst vor den Eltern, Traurigkeit, Schmerz u.a.m. sein.

    Sodann wäre es gut, das auf diese Weise verletzte innere Kind ganz behutsam in die inneren Arme zu nehmen, es zu trösten, bei ihm zu sein. Und es wäre wichtig, mögliche Empörung gegenüber denen, die mich so verletzt haben, noch einmal sehr klar auszudrücken. Schließlich könnte man sich dann sehr bewusst fragen: „Wer ist hier eigentlich einsam: bin das wirklich ich hier und heute – oder ist es das verletzte innere Kind in mir?“ Das wären einige ganz ganz kurze Anregungen zu dem, was man selber tun könnte. Allerdings gäbe es dazu noch sehr sehr viel mehr zu sagen. Es würde nur hier völlig den Rahmen sprengen. 

Immer weniger dagegen sein – immer mehr „Ja“ sagen zum Leben

Die Einsamkeit in meinem Lebensgefühl kann weiterhin verstärkt, zuweilen auch grundgelegt werden durch persönliche Eigenheiten, die ich so habe. Dabei denke ich nicht an die so richtig guten, sondern eher problematischen Eigenheiten, die man so haben kann. Da gibt es natürlich so manche.

    Eine sehr weit verbreitete, die Einsamkeit befördernde ungute Eigenart von Menschen ist das Meckern, das irgendwie Dagegensein, das Sich Einmaulen gegen das Leben: gegen das Wetter, gegen die Bundesbahn, gegen den Verkehr, gegen die bösen Anderen etc.

   Na klar: meckern gehört zum Leben genau wie Tratschen. Es geht nicht darum, nicht mehr zu meckern und gar nicht so selten meckert man ja auch aus gutem Grund. Es geht vielmehr darum, sich nicht Ein-zumeckern, das Dagegensein nicht chronisch werden zu lassen. Es geht letztlich um eine aus der Tiefe kommende Grundhaltung dem Leben gegenüber. Es ist wichtig, sich selbst einmal die Frage vorzulegen: Was eigentlich sage ich so ganz im Grunde: Ja/ Jein oder Nein zum Leben. Diese Tiefengrundhaltung, aus der heraus ich dem Leben begegne, entscheidet über den Grundton meine Wesensausstrahlung. Und die macht mich wiederum attraktiver oder eben unattraktiver für andere Menschen. Wer will schon gern in der Nähe eines Menschen sein, der eine eher feindseelige Grundausstrahlung verbreitet. Und auf der anderen Seite: wer ist nicht gern in der Nähe eines Menschen, der eher lebensbejahend, lebensoffen und im Modus der Liebe lebt, trotz aller Widrigkeiten, die es jeden Tag im Leben eines jeden Menschen gibt? So eine lebensoffene, liebende Grundhaltung zum Leben wird z.B. dadurch gestärkt, dass man sich deutlich macht: nicht ich bin der Mittelpunkt des Lebens und das Leben hat mich zu bedienen mit all dem, was ich so gerne möchte. Vielmehr ist es so, dass in der Mitte das Leben selbst steht und ich mit der Art meiner Lebensführung immer wieder neu lebensdienliche Antworten auf die Fragen geben soll, die das Leben mir hier und heute stellt.

    Eine weitere, die Einsamkeit verstärkende Grundhaltung ist die Rederitis. Es gibt Menschen, die das Wort in einem Gespräch regelrecht besetzen, die einen mehr oder weniger ohne Punkt und Komma unter den Tisch reden. Da kann man Geräusche machen, wie betonteres Luftholen, etwas mit den Stuhl rücken, sich räuspern etc., um anzudeuten, dass man auch etwas sagen möchte. Das hilft alles nichts, man kommt nicht zu Worte.

    Es gibt auch das Gegenteil: den Menschen, der sich am allerliebsten einfach nur unterhalten lassen würde, der von seiner Seite aus nichts beiträgt zu einem Gespräch, einer Unternehmung etc. Auch das ist nicht gerade anziehend für die anderen.

   Und ebenso ist die chronische Rechthaberei – oder auch deren Gegenteil: das ständige dem anderen nach dem Munde reden nicht sonderlich attraktiv. Es befördert eher, dass ich andere wegwenden von mir statt sich mir zuzuwenden.

     Diese ungünstigen Eigenheiten ließen sich noch mühelos ergänzen. Zusammengefasst ließe sich diese Frage formulieren, die man sich selbst und natürlich auch anderen stellen kann: „Welche typischen, kritischen Rückmeldungen bekomme ich eigentlich immer wieder bezüglich meines Verhaltens und Seins. Welche eher ungünstigen Wesenszüge kenne ich, wen ich ehrlich bin, von mir selbst. Daran lohnte es sich zu arbeiten, das vermindert die Gefahr in der Einsamkeit zu versinken.

Sinneinseitigkeiten vermeiden

Manchmal sind Menschen auch einsamer als sie es sein müssten, weil sie über längere Zeit zu einseitig leben. Wir alle brauchen nicht nur eine, sondern mehrere Sinnsäulen, auf denen unser Leben aufruht. Eine zu große Sinneinseitigkeit kann einsam machen. Wer z.B. immer nur arbeitet, wer immer nur relaxed, wer sich nur auf die Kinder ausrichtet, wer nur und ständig gute Bücher liest etc., der muss nicht aber der kann erleben, dass sein Lebensgefühl immer ein Stück farbloser und leerer wird und er sich irgendwie einsam zu fühlen beginnt. Je mehr und auch verschiedenfarbigen Sinn ich in meinem ganz alltäglichen Leben erlebe, desto weniger einsam werde ich mich fühlen.

    Zum Sinnerleben gehört zweifelsfrei auch das Leben in Beziehungen. Und Beziehungen wollen nicht nur passiv erlebt werden, sondern auch aktiv gepflegt werden. Auch das lohnte es sich einmal anzuschauen: Wie gehe ich mit den Beziehungen um, in denen ich lebe? Lasse ich sie einfach irgendwie laufen oder pflege ich sie aktiv?

    Zuweilen leiden Menschen aber nicht nur unter Sinneinseitigkeiten, sondern unter Sinnverlust. Natürlich ist es dann wichtig, sich auf die Suche nach neuem Sinn zu machen. Aber manchmal ist der einfach nicht zu finden. Dann ist es aber immer noch möglich, mit offenen Armen und d.h. in einer lebenszugewandten Haltung darauf zuzuwarten, dass aus dem Leben heraus – ohne mein Zutun – neues Leben auf mich zukommt, das ich heute noch nicht sehen kann. Entscheidend dabei ist es, nicht in die Resignation abzuwandern, sondern auf das Leben selbst zu hoffen und offen zu sein für das, was kommen wird.

Einsame Menschen brauchen die aktive Hilfe von anderen Menschen

In meinen bisherigen Überlegungen habe ich den Schwerpunt im Wesentlichen auf die Frage gelegt: Was kann ich tun, damit ich mich möglichst wenig einsam fühle. Und das ist m.E. auch die zentrale Fragestellung, denn letztlich kann nur ich mein Lebensgefühl verändern.

    Es gibt aber auch hinreichend viele Menschen, die von sich selbst aus einfach nicht mehr können: aufgrund von körperlicher Krankheit oder körperlichen Gebrechen, aufgrund materieller Not, psychischer Not u.a.m. Da sind dann im Wesentlichen die Mitmenschen gefragt, zu helfen. Da wäre es zynisch, dem Betroffenen zuzumuten: Du musst Dich bewegen. Er kann es eben einfach nicht. Da sind die anderen gefragt.

Ich fasse meinen Vortrag zusammen:

Einsamkeit zu überwinden erfordert die volle Motivation eines Menschen

Jeder Mensch ist immer mehr als sein Problem.

Es lohnt sich die Blickrichtung zu ändern weg vom Defizitären hin zum Guten und Gelungenen

Sich auf die Zeiten besinnen, in denen ich nicht einsam war

Abschied nehmen von dem, was war

Mir die Welt, in der ich jetzt lebe zur Heimat machen

Ungelebtes Leben nachholen

Mit sich selbst verbunden sein

Wagen auf andere Menschen zuzugehen

Sein eigener Freund sein bzw. werden

Lebensgeschichtliche Wurzeln der Einsamkeit bearbeiten

Immer mehr Ja zum Leben sagen

Sinneinseitigkeiten vermeiden

Menschen, die von sich aus nicht mehr können zu Hilfe kommen

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